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Begleitung der Studie - ein partizipativer Prozess

Hervorzuheben für die Studie „(Re-)Kommunalisierung Plus. Modellprojekt am Kottbusser Tor“ waren die verschie­denen Begleitformate, die das Studienvorhaben auf unter­schiedliche Weise unterstützt haben. Zum Studienkonzept gehörte eine mehrstufige kritische Begleitung von woh­nungspolitisch Aktiven, ein wissenschaftlicher Begleitkreis und die Verankerung im Kiez.

Steuerungsrunde

Die Forderung nach einer Erhebung und Analyse der Zukunftsmöglichkeiten des Areals aus Perspektive der Bewohner*innenschaft, die in der Studie „Rekommunalisierung Plus. Modellprojekt am Kottbusser Tor“ mündeten, kamen aus dem Kiez selber. Insbesondere die jahrelangen Kämpfe der Gruppe Kotti&Co und die begleitenden Diskussionen aus der Nachbar*innenschaft führten zu weiteren Überlegungen um die Zukunft des Kottbusser Tors, die Notwendigkeit sich der Geschichte der Verdrängung zu stellen und gemeinsam partizipative und innovative Methoden zu entwickeln, um Perspektiven für die Bewohner*innenschaft zu entwickeln. Die Expertise der „AG Rekommunalisierung“ und aller Mitglieder der „Kerngruppe“ von Kotti & Co. stellte eine unverzichtbare Ressource der Studie dar. Die Steuerungsrunde war eine zentrale Instanz, die immer wieder neue Perspektiven hervorbrachte, Ziele der Studie fokussierte und vorherige Erfahrungen zur Verfügung stellte. Um die verschiedenen Begleitformate miteinander zu vernetzen, war z.B. auch ein Mitglied des wissenschaftlichen Begleitkreises in der Steuerungsrunde doppelt besetzt. Die Steuerungsrunde konstituierte sich aus Jan Kuhnert, Sigmar Gude, Alexander Rudnick, Ulrike Hamann, Alexander Kaltenborn und den Mitgliedern des Studienteams Matthias Clausen, Gudrun Greve, Laura Lüth, Céline Simon, Georgios Thodos und Jannis Willem.

Wissenschaftlicher Begleitkreis

Um das wissenschaftliche Vorgehen und die Analyse der Ergebnisse kritisch zu beleuchten, wurde ein wissenschaftlicher Begleitkreis gegründet, der auf ehrenamtlicher Basis, mit Fachwissen und Expertise zur Seite stand. Auf drei Treffen im Februar, April und Juni wurden in einem interdisziplinären und interprofessionellen Rahmen immer wieder laufende Ergebnisse und weiteres Vorgehen diskutiert. Mitglieder des wissenschaftlichen Begleitkreises waren:

  • Margit Mayer, Politikwissenschaftlerin, Schwerpunkt Stadtentwicklungspolitik. Sie ist emeritierte Professorin für Politikwissenschaft am John-F.-Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der Freien Universität Berlin.
  • Remzi Uyguner: Fachstelle gegen Diskriminierung auf dem Berliner Wohnungsmarkt
  • Christoph Villinger: Journalist, AG Rekommunalisierung von Kotti & Co.
  • Birgit zu Nieden: Soziologin, Referentin des Berliner Senats für Integration und Migration
  • Ulrike Hammann: Kulturwissenschaftlerin, Europäische Ethnologin, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialwissenschaften im Lehrbereich Diversity and Social Conflict der Humboldt Universität zu Berlin. Kotti & Co. Kerngruppe.
  • Sigmar Gude: Dipl.-Soziologe, Büro TOPOS und asum, Leitung des Geschäftsbereiches Stadtforschung.
  • Jan Kuhnert: KUB Beratung kommunaler Unternehmen, Vorstand Wohnraumversorgung Berlin.
  • Andrej Holm: Stadtsoziologe, Humboldt Universität zu Berlin, Mitglied des „Begleitkreises zum Stadtentwicklungsplan Wohnen 2030“ des Berliner Senatsverwaltung.
  • Matthias Bernt: Politikwissenschaftler, Leibniz Institut für raumbezogene Sozialforschung (IRS)

Im Rahmen des Begleitkreises wurden methodische Fragen diskutiert, insbesondere die qualitativen und quantitativen Erhebungsmethoden, die Operationalisierung und die Methode der idealtypischen Gruppenbildung. Auch dank der konstruktiven Kritik des Begleitkreises konnte die Ausrichtung der Studie noch stärker auf den Kern der grundlegenden Fragestellung gelegt werden. Korrekturen im Studienablauf, insbesondere was eine sinnvolle Einbindung von und Kommunikation in die Nachbar*innenschaft und ihre Akteure angeht, sind maßgeblich auf diesen Kreis zurückzuführen, dessen Merkmal der breit aufgestellten Expertise von Stadtsoziologie, qualitativer und quantitativer Sozialforschung, Migrations- und Antidiskriminierungsforschung über Erfahrungen im Organizing bis hin zur wohnungswirtschaftlicher Unternehmensberatung hier zum Tragen kam.

Akteur*innentreffen

Das Kottbusser Tor verbindet, wie hier bereits erwähnt, viele symbolische Kämpfe, die die Geschichte und Entwicklung Berlins widerspiegeln. Aus diesen Kämpfen haben sich Strukturen entwickelt, die für das Leben am Kottbusser Tor von zentraler Bedeutung sind. Es wohnen viele Menschen am Kottbusser Tor, die sich bereits seit Jahren für das Zusammenleben im Kiez engagieren: Gewerbe wie das Café Kotti, Südblock oder Café Morgenstern, Vereine wie Kotti e.V., oder die Initiative Kotti & Co. Viele identifizieren sich stark mit dem Kottbusser Tor und Kreuzberg. Dieses starke Zugehörigkeitsgefühl geht mit einen gemeinsamen Verständnis von Solidarität und Hilfsbereitschaft einher. Ohne diese Strukturen wären viele konkrete Projekte, wie diese Studie nicht möglich gewesen. Um dieser Struktur auch im Studiendesign einen Platz zu geben und das Studienvorhaben partizipativ zu gestalten, sollten wichtige Multiplikator*innen und zentrale Akteuer*innen in den Prozess des Studiengeschehens eingebunden werden. Wichtige Akteur*innen, Anlaufstellen und Treffpunkte am Kottbusser Tor wurden identifiziert und zu zwei Vernetzungstreffen eingeladen, um sie über Ziele und Vorgehen der Studie zu informieren. Elementarer Bestandteil dieser Treffen war das sogenannte Organizing: es sollte den Akteur*innen die Möglichkeit geboten werden sich kennenzulernen und ein Ort des Austauschs zu schaffen. Zugleich waren die Akteur*innen in der Lage sich einzubringen und die Studie kritisch zu begleiten, während diese noch durchgeführt wurde. Ziel war es, barrierefreie Vorschläge und Ideen einbringen zu können bzw. gemeinsam weiter zu entwickeln. Zum Beispiel wurde während dieser Treffen die Idee des gemeinsamen Festes im Zentrum Kreuzberg entwickelt, um die Bewohner*innen zu informieren, anzusprechen und sie miteinander zu vernetzen. Die Mitglieder der Akteur*innen-Treffen waren:

  • die „Kerngruppe“ von Kotti & Co.
  • der Mieterrat des NKZ
  • das Quartiersmanagement
  • der Südblock
  • das Aquarium (Narrativ e.V.)
  • die AG Rekommunalisierung von Kotti & Co.

…und interessierte Nachbar*innen ohne Organisationszugehörigkeit.

Hoffeste

Im Verlauf der Studie wurden mehrere Hoffeste organisiert, um einen Raum zu schaffen, in dem die Bewohner*innen in Kontakt kommen und barrierearm über die Studie und deren Hintergrund informiert werden konnten. Der Charakter der Feste sollte bewusst informell sein. Insgesamt wurden auf der Südseite drei Hoffeste an zwei aufeinander folgenden Wochenenden organisiert und durchgeführt. Ende Juni fand auf der Nordseite ein Sommerfest statt, das gemeinsam mit dem Mieterrat des NKZ und dem Kotti-Shop ausgerichtet wurde.

Ereignisse wie die Hoffeste sind nicht nur zum unkomplizierten Austausch im Rahmen der Studie wichtig, sondern können insgesamt die Reichweite der Debatte um Mieter*innenmitverwaltung erhöhen und Gruppen erreichen, die an formelleren Diskussionstreffen nicht teilnehmen.

Drei Hoffeste auf der Südseite

Auf der Südseite wurden drei Feste in Form eines Picknicks im Innenhof organisiert. Am 5. und 12. Mai fand jeweils ein Picknick im Block 88 und Block 86 statt; am 13. Mai fand das Hof-Picknick im Block 87 statt. Bei den Picknicks wurde ein breites Kinderprogramm angeboten (Buttonmaschine, Kinderschminken, Slackline, Taschenbemalen, Tischtennis und Badminton), sowie ein Infostand zur Studie und den Beratungsangeboten von Kotti & Co. Es wurden Snacks und Getränke kostengünstig angeboten. Über die Angebote für die Kinder gelang es auch mit vielen Eltern ins Gespräch zu kommen. Einige waren interessiert und zeigten großes Interesse, an weiteren Vernetzungstreffen teilzunehmen.

Im Vordergrund stand die Vermittlung des Studienvorhabens und damit einhergehend das Förderungsende zwischen 2023 und 2025, das viele Häuser auf der Südseite betrifft. Ferner die Information über die Möglichkeit, einen Mietzuschuss zu beantragen und die Angebote von kostenloser Mietrechts- und Sozialberatung bei Kotti &Co wahrzunehmen. Während der Hoffeste wurde auch die Gelegenheit ergriffen, weitere quantitative Fragebögen zu verteilen.

Fest im Zentrum Kreuzberg

Am 23. Juni wurde das Fest auf der Nordseite im Zentrum Kreuzberg durchgeführt. Die bereits entstandenen Strukturen der Selbstverwaltung sollten hiermit unterstützt werden. Das Fest organisierten das Studienteam in Kooperation mit dem Mieterrat und dem Kotti-Shop1. Neben dem Kulturprogramm stellte der Mieterrat, der Fixpunkt und die „Camp Group“, die sich mit Spielplätzen beschäftigt, ihre Arbeit vor. Die Mitarbeiter*innen dieser Studie konnten den Nachbar*innen schon erste Ergebnisse darstellen. Auch hier gab es ein großes Angebot für die Kinder.; etwa 200 Personen nahmen an dem Fest teil.

  1. Der Kotti-Shop ist ein experimenteller, non-profit Kunst- und Projektraum, der sich seit 2008 direkt am Kottbusser Tor, im Erdgeschoss des Neuen Kreuzberger Zentrums, befindet.