Zurück zur Themenübersicht
Qualitative Interviews

Die Durchführung qualitativer Interviews mit einem möglichst breiten Spektrum von Anwohner*innen ermöglichte es, zusätzlich zu den uns bekannten Perspektiven auf das Quartier weitere zu erschließen. Da die Frage nach dem Wohnen und dem Alltag im Quartier, sowie den Erklärungszusammenhängen und Handlungsstrategien sehr umfassend ist, wurden die Interviews leitfadengestützt durchgeführt. Da alle Mitarbeiter*innen am Kottbusser Tor oder in unmittelbarer Nähe wohnen, sowie größtenteils durch Kotti & Co. und in anderen Zusammenhängen in der Nachbar*innenschaft vernetzt sind, konnten Interviewpartner*innen leicht durch direkte Ansprache oder persönliche Empfehlung vermittelt werden. Um das Rekrutierungsverfahren nach dem Schneeballsystem und die damit verbundenen Filtereffekte zu durchbrechen, wurde die Auswahl nach einer möglichst großen Varianz der Lebenslagen getroffen, etwa was Wohndauer, Alter, Migrationsgeschichte oder Klassenzugehörigkeit angeht. Der Interviewleitfaden deckte, gebündelt in wohnbezogene Themenblöcke (Sicherheit, Miete und Nebenkosten, Instandhaltung Haus und Wohnung, Innenhof und Müll), verschiedene Dimensionen ab: die Ausgangssituation und den Umgang damit, Kommunikation und gemeinsames Handeln sowie individuelle, ggf. themenspezifische Ressourcen. Auch die Einstellung zu Mieter*innenmitbestimmung, überhaupt nach der Beschäftigung mit dieser Frage als auch nach der Meinung dazu, wurde in die Interviews integriert. Dabei wurden unterschiedliche Gesprächsführungen gewählt, je nachdem ob Vorerfahrungen mit kollektiven Handlungsstrategien bestanden oder nicht. Schematisch lässt sich die Interviewstrategie als thematisch untergliederte, sukzessiv schließende Gesprächsführung beschreiben. Ausgehend von offenen Fragen wurden nicht selbstständig angesprochene Aspekte erfragt, bis das Thema hinsichtlich des Forschungsinteresses erschöpft war und der nächste Gegenstand möglichst offen thematisiert wurde. Der Leitfaden bot Raum, in der Vorbereitung unbeachtete Aspekte im Gespräch zu diskutieren und in den Grobablauf von Eröffnungsfrage-Nachfragen-Neuöffnung einzugliedern. Die Kodiereinheiten der Interviewmitschnitte, d.h. alle für das Forschungsinteresse relevanten bedeutungstragenden Aussagen, wurden transkribiert; größtenteils wortwörtlich, teilweise sinnzusammenfassend. Die Kodierung orientierte sich am Verfahren der qualitativen Inhaltsanalyse. Das bedeutet ein interpretatives Vorgehen unter Einbeziehung latenter Bedeutungen und angeleitet durch ein Kategoriensystem, das in der Auswertung ergänzt werden kann (zum Verfahren insgesamt vgl. Schreier 2014). Die induktiv entwickelten, also im Wesentlichen aus der Fragestellung und nicht aus dem Material selbst-stammenden Dimensionen bildeten die Leitlinie für die Extraktion der für uns relevanten Aussagen und die Bündelung in fünf Handlungstypen. Die vier Kategorien waren Interesse, Problem, Ressource und Vorschlag. Den Einheiten wurden Themen (Variablen) und Ausprägungen zugeordnet. Es wurden kategorieübergreifend 63 Themen (z.B. „Müllanlagen“, „Anonymität im Haus“, „Mitbestimmung/Rechte wahrnehmen“) und 71 Ausprägungen (z.B. „starkes Interesse“, „verbindliche Entscheidungen“, „Zusammenhalt stärken“) identifiziert. Es wurden 1156 Einheiten transkribiert und kodiert.

Text Timestamp Nr. Kategorie Thema Ausprägung
Wir haben uns nicht abschrecken lassen von dem schlechten Ruf des Kottis wegen Kriminalität oder so. Es ist entspannt hier, in vier Jahren ist uns nichts passiert. 00:01:03-2 3 Interesse Sicherheit Problemlos