Ein Viertel ist bereits aktiv, die Hälfte möchte in Zukunft mitarbeiten und nur ein Viertel äußert sich ablehnend.
Eine gruppenbezogene Auswertung der Fragebögen zeigt, dass sich Unterschiede der Beteiligungsbereitschaft und -erwartung auch in materiellen Dimensionen wie Einkommen, Wohndauer oder Haushaltsgröße wiederfinden. Die im Rahmen dieser Studie entwickelten fünf idealen Handlungstypen, deren Unterschiede in einem Mitverwaltungsmodellprojekt berücksichtigt werden müssten, lassen sich anhand bestimmter Merkmalskombinationen in den Fragebögen quantifizieren.
Durchschnittlich liegt die Warmmietbelastung bei 41%. Bei der Deutschen Wohnen sind es sogar 42,8% - gute zehn Prozentpunkte über der Belastungsgrenze, ab der der Mietzuschuss für Sozialmieter*innen eigentlich gewährt wird. Im Neuen Kreuzberg Zentrum liegt die Belastung nur bei 30%, bei den Omnia-Mieter*innen (Repräsentativität durch geringen Rücklauf eingeschränkt) bei gut 40%.
Die zwei Themen mit der größten Unzufriedenheit sind Sauberkeit/Müll und Miete/Nebenkosten. Dabei gibt es beim Thema Miete/Nebenkosten große Unterschiede je nach Vermieterin: Deutsche Wohnen-Mieter*innen urteilen zu 59% mit „schlecht“ oder „sehr schlecht“, während es im Neuen Kreuzberg Zentrum nur 24% sind. Nimmt man alle Bewertungen aller Themen zusammen, sind 53% der Beurteilungen „schlecht/sehr schlecht“ und nur 17% „gut/sehr gut“.
Die Befragung wurde kurz nach dem Kauf des NKZ durch die Gewobag durchgeführt. 65% bzw. 59% der NKZ-Mieter*innen sind der Meinung, die Situation bei Hausverwaltung und Reparaturen habe sich in letzter Zeit verschlechtert. Bei der Deutschen Wohnen sind es „gerade mal“ 19%.
Aber: Bei der Miete (dem vielleicht wichtigsten Thema) sehen nur 10% der NKZ-Mieter*innen eine Verschlechterung – ein sehr niedriger Wert. Zum Vergleich: 56% der DW-Mieter*innen sehen in letzter Zeit eine Verschlechterung bei ihrer Miete. Es ist außerdem zu beachten, dass in der Übergangsphase des NKZ zur Gewobag viele Abläufe noch nicht abgestimmt waren.
Die zwei meistgewählten Antwortmöglichkeiten bei der Frage „Wofür sollten sich die Mieter*innen vor allem engagieren?“ entsprechen direkt den wichtigsten Problemthemen. Die weiteren Themen deuten auf Mitbestimmungsinteressen hin, die neben dem nachbarschaftlichen Kontakt Entscheidungen über Instandhaltungs- und Bewirtschaftungsmaßnahmen betreffen. „Weiche“ Mitbestimmungsziele wie die Gestaltung des öffentlichen Raums oder die Gewerbestruktur spielen eine kleinere Rolle.
In den Beständen der Deutschen Wohnen ist die Unzufriedenheit in allen Themen (außer Sicherheit) stärker, auch die tatsächliche Mietbelastung ist deutlich höher als im Neuen Kreuzberg Zentrum. Vom absehbaren Ende der Förderung im Sozialen Wohnungsbau abgesehen sind hier weitere Themen abzulesen, bei denen die Rückübertragung der Deutschen Wohnen-Bestände in die kommunale Hand die Wohnsituation verbessern könnte.
Die direkte Frage nach der persönlichen Beteiligungsbereitschaft ist durch die anderen Items des Fragebogens ausreichend kontextualisiert – und dennoch muss es für viele Mieter*innen eine fernliegende Idee sein. Um so stärker wiegt das bereits oben erwähnte Ergebnis, dass drei Viertel der Befragten bereit sind, sich aktiv in der Nachbar*innenschaft einzubringen. Mehr als zwei Drittel der Fragebögen ließen sich darüber hinaus v.a. durch die Zustimmung und Ablehnung typendefinierender Kernaussagen in ihrer diesbezüglichen Handlungsperspektive genauer einordnen. Die Typen wurden in einer qualitativen Forschungsphase entwickelt, die diese Typen näher erklären kann und Anknüpfungspunkte für eine Realisierungsphase des Modellprojekts liefert.