Liebe Nachbarn*innen und Mitstreiter*innen, liebe Freund*innen und stadtpolitisch Engagierte,
Als wir 2011 zusammen kamen, weil wir uns die hohen Sozialmieten nicht mehr leisten konnten, dachte niemand von uns an Selbstverwaltung. Auch der Kauf bzw. Rückkauf unserer Häuser durch das Land Berlin war damals kein Thema für uns.
Wir waren damit beschäftigt, unsere Miete aufzubringen, uns kennenzulernen und das System zu verstehen, das zwar „sozial“ heißt, aber in Wirklichkeit nur das Geld vom Staat und von uns Mieter*innen in die Taschen der Hauseigentümer*innen spült. Auf diese Weise haben die Vermieter*innen ihre Kosten schon um ein Vielfaches wieder eingestrichen. Jahrzehntelang hat sich kaum jemand dafür interessiert. Wir mussten lernen, dass weder im Fördersystem des Sozialen Wohnungsbau noch in dessen Abwicklung jemand an die Mieter*innen gedacht hat.
Das Untersuchungsgebiet Kottbusser Tor wurde für diese Studie so definiert, dass es die Gebäude im Eigentum der Deutschen Wohnen SE, der Gewobag AG und der Admiralstraße 16 Grundstücks GmbH & Co. KG 1 in den Blöcken 86, 87 und 88 sowie auf der Nordseite des Kottbusser Tors umfasst. Es wurden die Objekte nicht berücksichtigt, die in Eigentumswohnungen umgewandelt wurden oder andere Eigentümer*innen haben. Den Hintergrund dieser Studie bilden die Konflikte und der Mieter*innenprotest rund um den Sozialen Wohnungsbau und um die GSW/Deutsche Wohnen sowie die Kommunalisierung fast des gesamten Neuen Kreuzberg Zentrums. Auf diese Bestände konzentriert sich diese Studie.
Zur besseren Lesbarkeit wird im Folgenden anstatt von der „Admiralstraße 16 GmbH & Co. KG“ der Name „OmniaFonds“ verwendet, der Bezeichnung der Bewohner*innen folgend, die auf dem aktuellen Namen der Hausverwaltung beruht. ↩
Diese Studie hatte einen langen Vorlauf. Ein erster Text von Kotti & Co., der die Perspektive einer „Rekommunalisierung Plus“ am Kottbusser Tor unter diesem Namen formuliert, erschien 2014 in der Broschüre „Nichts läuft hier richtig“ (Kotti & Co. et al. 2014). Mehrere Projekt und Ablaufskizzen, von Jan Kuhnert erarbeitet, teilweise mit Andrej Holm, teilweise mit Sigmar Gude und mit den damaligen Staatssekretären Gothe und Lütke Daldrup, folgten.
Wird die Idee starker Mietermitbestimmung und -verwaltung am Kottbusser Tor unterstützt? Wie lassen sich Ressourcen und Bedingungen der Mitarbeit klassifizieren?
Sehr geehrte Leserinnen und Leser, liebe Interessierte und Engagierte,
ich freue mich, dass die Initiative Kotti & Co, die seit Jahren die Interessen von Mieter*innen des sozialen Wohnungsbaus vertritt, mit der Studie (Re-)Kommunalisierung Plus. Modellprojekt am Kottbusser Tor die Debatte um eine Ausweitung der Mitbestimmung von Mieter*innen im Zuge der Rekommunalisierung von Wohnraum vorantreibt. Diese Forderung, die aus den konkreten Erfahrungen und Diskussionen von wohnungspolitischen Initiativen in Berlin hervorgegangen ist, hat 2016 Eingang in den Koalitionsvertrag zwischen SPD, Grünen und der LINKEN gefunden. Dort heißt es wörtlich: „Die Koalition unterstützt stadtweit Modellprojekte, wie am Falkenhagener Feld und am Kottbusser Tor angedacht, für selbstverwaltete Mietergenossenschaften.“
Das Forschungsdesign kombiniert Methoden der qualitativen und quantitativen Sozialforschung in einem mixed method-Ansatz.